Imposante Zugfahrt – traurige Zeitreise

Veröffentlicht in: 2025, Reise | 1

Von Montag, 3. März bis Mittwoch, 5. März 2025

Wie erwartet hat der Wind in der Meerenge aufgefrischt. Gut stehen wir hinter einem Naturdamm mit Schilf, so schüttelt es uns nicht so arg durch. Wir fahren zum Bahnhof Diakopto und informieren uns. Leider fährt heute nur noch am späteren Nachmittag ein Zug nach Kalavryta, der nicht voll ausgebucht ist. Nicht so schlimm, nehmen wir dafür morgen den ersten Zug, buchen bereits die Tickets.

Heute ist es nicht besonders schönes Wetter. So laufen wir zum Strand hinunter, dann kochen wir auf dem Parkplatz des Bahnhofs. Hier stehen einige alte Dampfloks und vor sich hinrostende Zugskompositionen. Ein Bähnlerherz schlägt an dieser Stelle wohl in ganz hohen Frequenzen. Wir beobachten die Ankunft und Abfahrt der Schmalspurbahn, die durch eine enge Schlucht und durch Höhlen hindurch 22 Kilometer nach Kalavryta in die Höhe fährt. Ich verwöhne mich mit feiner Patisserie. Pia ist das wie immer zu süss. Wir lassen den Tag wieder am Stellplatz in Elaiona ausklingen. Es herrscht eine wunderbare Stimmung mit Sturm im Golf von Korinth. Gut stehen wir auch heute Abend im Windschatten. Morgen müssen wir etwas früher aufstehen als gewohnt.

Das tun wir auch und fahren früh los, um noch vor der Zugfahrt Zeit für einen Kaffee und einen WC-Besuch zu haben. Kaum sind wir losgefahren, fällt bei Pias Fenster die Scheibenarretierung wieder runter. Das heisst, das Fenster auf der Beifahrerseite bleibt offen. Ausgerechnet heute! Aber wir sind es ja schon gewohnt. So geht alles schnell. Nach einer Viertelstunde ist alles am Strand repariert. Schon fast ein Formel 1 mässiger Boxenstopp! Diesmal mache ich die Scheibe innen mit Duct-Tape fest und hoffe, das hält diesmal etwas länger.

Das soll nie mehr passieren!
So kommen wir trotzdem früh genug in Diakopto an. Gestern war Feiertag und der Zug proppenvoll. Heute sind wir praktisch alleine. Die Fahrt geht auf Schmalspur durch eine imposante Schlucht, über schmale Brücken und enge Tunnels. Man kann diesen Weg auch auf dem Bahngeleise laufen. In Mega Spileon gibt es einen fünfminütigen Halt, dann erreichen wir schnell Kalavryta. Dieser Ort hat im Dezember 1943 traurige Berühmtheit erlangt. Die deutsche Wehrmacht hat hier die gesamte Zivilbevölkerung in einer Racheaktion massakriert. Alle Männer und Knaben wurden hinter dem Dorf erschossen, die Frauen und Mädchen in die Schule eingeschlossen. Diese wurde dann abgebrannt, viele konnten fliehen und mussten anschliessend ihre männlichen toten Familienmitglieder vom Hügel holen und beerdigen. In der heutigen Zeit der grössenwahnsinnigen Kriegstreiberei einmal mehr ein Mahnmal. Lassen wir es nicht noch einmal soweit kommen!

Wir laufen zum Denkmal der Exekution den Hügel hinter dem Dorf hinauf. Anschliessend essen wir ein Gyros, ehe es wieder mit dem übernächsten Zug zurück nach Diakopto geht. Pia bereut, dass sie nicht den halben Weg zurückgelaufen ist. Erneut fahren wir an den gleichen Stellplatz am Strand.

Wunderbare Fahrt zur glasklaren Quelle
Als wir erwachen, ist wunderbares Wetter. Also fahren wir in die Berge in Richtung Kalavryta. Unterwegs bestaunen wir die schöne Aussicht auf die Berge und gleichzeitig bis ans Meer. Auch sehen wir den Zug, diesmal von der Strasse aus. In Kalavryta biegen wir in Richtung Skigebiet und den Lakes Caves ab. Das Skigebiet sehen wir nur von weitem, es hat offenbar noch immer genug Schnee. Diese Route ist wirklich wunderbar und besser ausgebaut als erwartet. Bei den Lakes Caves bleiben wir nicht, wir fahren weiter bis zu der Ladon-Quelle. Dort kochen wir. Es ist schön hier und teilweise so richtig frühlingshaft warm. Ausser der Käserei mit aufgehängten kleinen Käsen und einer Schafherde ist niemand hier. Wir bleiben für eine Nacht. Pia läuft ins nächste Dorf, ich geniesse die schöne Gegend. Die Quelle führt richtig viel Wasser, welches über 11 Kilometer unterirdisch durch eine Karstlandschaft fliesst. Im glasklaren Quellsee schwimmen viele Fische, die bei der Dämmerung ein wahres Festessen an den vielen kleinen Mücken haben.

Sturm beim Stellplatz im Golf von Korinth.
Quelle des Ladon.

Zugfahrt von Diakopto nach Kalavryta mit der Schmalspurbahn

  1. Marie-Thérèse

    Lieber Franz
    Liebe Pia

    Herzlichen Dank für die Schilderung der Bahnfahrt! In Griechenland bin ich noch nie Bahn gefahren. Im Moment haben wir in der Schweiz fast so schönes Wetter wie ihr. Gute Weiterfahrt!

    Heute Nachmittag musste ich zu meiner 7. verkehrstechnischen Kontrolle beim Augenarzt antreten. Es wurde mein Gesichtsfeld kontrolliert. Mit jedem Auge musste ich einen Fixpunkt ansehen, ohne den Kopf zu bewegen. Danach kamen nacheinander sicher gegen die dreissig weissen Punkte von irgendwoher und ich musste sofort mit einem kleinen Handgerät bestätigen, dass ich den weissen Punkt gesehen hatte. Wie sich die Zeiten ändern! Ich bestand die Prüfung und nachher stellte sich heraus, dass ich in meinem Falle diese Gesichtsfeldprüfung gar nicht hätte machen müssen. Sie wird mir darum nicht belastet. Ich fahre jetzt seit 62 Jahren Auto. Die Gesichtsfeldprüfung war dennoch interessant für mich. Darum erzähle ich es euch.

    Liebe Grüsse

    Marie-Thérèse

Wir freuen uns über deinen Kommentar!

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..