Wisent, Luchs und Wolf in Polen

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Vom Sonntag, 10. November bis Mittwoch, 13. November

An unserem Stellplatz beim Visitor Center des Regionalparks wohnt offensichtlich eine Katze, die schon gestern recht zutraulich war. Heute kriegt sie als Belohnung von uns eine Scheibe Käse, die sie mit Heisshunger verschlingt. Kurz nach dem Abfahren besuchen wir noch den modernen Aussichtsturm, dann geht es über die Grenze nach Polen. Damit ich die Maut für LKWs umgehen kann, fahren wir hier alles auf Landstrassen. Um nach Augustów zu gelangen, dürfte ich nicht mehr als 7,5 Tonnen haben, was wir einmal mehr ignorieren. Scheint auch niemanden zu interessieren. Alle Polizeistreifen, die uns sehen, haben nichts dagegen, dass wir auf dieser Strasse fahren. Es geht wohl auch hier in Polen vor allem darum, die schweren Last-Brummis nicht in den Städten zu haben. Ein komisches Gefühl bleibt jedoch, an diesen vielen LKW-Fahrverboten einfach vorbeizufahren (Habe ich anders gelernt, gell Adi und Dave! 😇😝).

Wisente schon am ersten Tag
Augustow mitten in einer Seenlandschaft wäre wirklich sehenswert, ginge nicht dieser kalte Wind, der uns zuerst in ein Café, dann ins Restaurant Albatros treibt, wo wir einen Sonntagslunch einnehmen: Schweineschulter (ich) und Falafelteller (Pia). Lecker! Auch das alkoholfreie Bier dazu ist wirklich trinkenswert! Dann suchen wir auf der App einen Stellplatz. Es stellt sich heraus, dass dieser gleich neben einem Wisent-Gehege ist, ein riesiger Picknickplatz, wo verschiedene Familien bereits grossartig einfeuern. Wir laufen durch das Gehege, das momentan noch gratis ist und sehen 5 Wisente, 2 Stiere, 2 Kühe und ein Kalb. Eine ganz neue Anlage, die im Lauf der nächsten Jahre zu einer grossen Touristenattraktion mit Restaurant und natürlich Souvenirshop ausgebaut werden soll. Insgesamt sollen dereinst bis 20 Wisente auf der Anlage sein. Leider wird es hier bereits um 16 Uhr dunkel wie in einer Kuh drin.

Am Morgen drauf laufen wir noch einmal durchs Gehege. Wir sind die Einzigen so früh am Morgen. Nochmals kann ich ein paar schöne Fotos schiessen, dann geht es weiter in Richtung Süden, der weissrussischen Grenze entlang. Leider ist auch heute der Hochnebel ein treuer Begleiter. Immer wieder halten wir an, um eine schöne orthodoxe Kirche zu fotografieren (Michałowo, Dubiny, Hajnówka). Die Nähe zur Grenze ist deutlich spürbar. Überall sieht man die polnische Armee, auf den Hügeln sieht man Radaranlagen. Da scheint jemand wachsam zu sein. Heute merken wir auch, warum wir gestern schon viele Flaggen entlang der Strasse gesehen haben. Der 11. November ist der polnische Unabhängigkeitstag. Kurz nach Hajnówka, wenige Kilometer von Weissrussland entfernt, ist der Białowieża-Nationalpark. Beim Eingang parkieren wir und verbringen eine ruhige Nacht. Davor laufen wir einige Meter in der früh anbrechenden Dunkelheit durch den polnischen Urwald. Wirklich eine wunderschöne Natur, es dürfte einfach mehr Licht und etwas mehr Grade auf dem Thermometer haben … 😝

Um 9 Uhr öffnet das Tiergehege. Es ist 0°, wir sind natürlich wieder die Einzigen, die hier sind. So sehen wir grad noch Luchs und Wolf, wie sie aktiv im Gehege sind. Apropos Gehege: Natürlich wäre es cooler, all die Tiere in freier Wildbahn zu sehen. Aber dafür bräuchte man Wochen oder Monate. Wir geniessen dennoch das Beobachten speziell des Luchs- und Wolfweibchens. Es ist eindrücklich und interessant! Die Lüchsin hat nur noch drei Beine. Nachdem sie gefuttert hat, legt sie sich schlafen. Die nächsten Besucher sehen nicht mehr viel. Fast zwei Stunden verbringen wir mit der Beobachtung von Pferden, Wolf, Luchs, Hirsch, Wisent, Elch, Rehen und Wildschweinen, dann geht es weiter zur weissrussischen Grenze, die gleich nebenan ist. Der Übergang ist geschlossen, aktuelle politische Situation halt. In Hajnówka parkieren wir vor den Einkaufsläden. Dort kochen und essen wir zu Mittag. Da wir langsam aber sicher kein Wasser mehr haben, alle Wasserhahnen sind unterwegs wegen der Kälte bereits abgestellt, fülle ich unsere Flaschen im Einkaufszentrum. So sind wir wieder für die nächsten Tage mit Wasser ausgerüstet. Dann geht es wieder weiter, immer noch bei kaltem und trübem Wetter der Grenze entlang. Langsam aber sicher wird es dunkel. Bereits um 16 Uhr ist Schluss mit Tageslicht. Den Stellplatz am Grenzfluss Bug erreichen wir nicht mehr, die Strasse wird zu einem dünnen Feldweg. Da wir schon schlechte Erfahrungen gemacht haben, bleiben wir mitten auf dem Feld auf dem Feldweg stehen und übernachten da. Vorteil: Es ist total ruhig.

Freundliche Strassenkontrolle
Am Morgen folgen wir der Bug. Auch heute hat es viel Grenzpolizei und Militär auf den engen Strassen. Erstaunlicherweise sind die Strassen in einem hervorragenden Zustand (fast alle). Es scheint, dass Polen die Verkehrswege an der Grenze neu gemacht hat, um im Notfall schnell voranzukommen. Unterwegs kommen wir zum ersten Mal in Kontakt mit Schnee. Auf einem kurzen Abschnitt sind die Bäume ganz wenig weiss. Dann werden von der Grenzkontrolle am Strassenrand angehalten. Er müsse kontrollieren, sagt der Soldat schon fast entschuldigend. Kurz steigt er ins WoMo und schaut sich um. Ich habe den Verdacht, er möchte einfach unser WoMo anschauen. Auf jeden Fall ist er sehr freundlich, spricht auch sehr gut Englisch. In ein paar Kilometern, kurz nach Włodawa, sei das Dreiländereck Polen-Weissrussland-Ukraine, sagt er. Also fahren wir da hin und wollen dort kochen.

Auch heute sind wir froh, haben wir einen 4×4. Die Strasse zum historischen Punkt ist eine von tiefen Löchern durchzogene schmale Dreckstrasse. Wir wollen schon aufgeben und rückwärts wieder aus dem Schlamassel hinausfahren, da sagt einer am Strassenrand (hat fast niemand da!), die Strasse gehe noch 200 Meter, dort könnten wir umkehren. Wir fahren bis zur Bug, parkieren und laufen die kurze Strecke zum Dreiländereck am Fluss. Ziemlich beklemmend. Die Ukraine schottet sich mit hohem Stacheldraht und Betonmauer ab, Wachposten patrouillieren. Wir kochen und essen da und fahren dann wieder zurück. Das angepeilte Café finden wir in Włodawa nicht (zu enge Strassen zum Parkieren für uns), also fahren wir auf der 82 weiter in Richtung Poleski Nationalpark kurz vor Lublin. Dort wollen wir morgen laufen gehen.

Wir haben aus der Erfahrung von gestern gelernt und parkieren diesmal früh genug beim Soldatendenkmal, das an die Ereignisse im September und Oktober 1939 mitsamt vielen weissen Kreuzen erinnert. In der kommenden Nacht ist leichter Schneefall angesagt.

Wisent-Gehege Kopna Gora.
Tiere im Białowieża-Nationalpark.

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