Vom Schwarzen zum Mittelmeer

Veröffentlicht in: 2024, Reise, Unterwegs | 2

Vom Freitag, 20. Dezember bis Montag, 23. Dezember 2024

Am Morgen fahren wir ab in Richtung Burgas, das noch etwa 30 Kilometer von Nessebar entfernt ist. Unterwegs tanken wir Diesel für 1.20 Franken/Liter. In Burgas stellen wir das WoMo im Hafen ab und laufen in die Stadt. Wir stellen fest, dass man den Charme der Stadt wirklich suchen muss, er erschliesst sich nicht auf den ersten Blick. Aber man kann ihn finden, wenn auch ziemlich spärlich. Was auffällt ist, das hier alles in Kyrillisch angeschrieben ist, so auch die Speisekarte beim Mittagessen, Englisch wird praktisch nicht mehr gesprochen. Wir trinken einen feinen, frischen Fruchtsaft und laufen die lange Strasse vom Bahnhof in die Stadt hoch. Ab dem Hauptplatz wird es ziemlich ursprünglich. Ich stelle mir vor, so hat es auch schon zu kommunistischen Zeiten ausgesehen und heute wohl auch in der Ukraine. Denn hier in Burgas leben seit dem Krieg extrem viele Ukrainer. Viele alte Frauen verkaufen Socken am Strassenrand. Erst als wir zum WoMo zurücklaufen, sehen wir ein paar schöne Häuser entlang der Fussgängerzone. Aber lange bleiben wir hier nicht. Am Hafen laufen wir noch einmal zum Strand, um uns vom Schwarzen Meer zu verabschieden. Uns begegnet ein Amerikaner aus Indiana, der gerade an einem Live-Stream ist. Er bindet uns gleich ein und macht Werbung für uns. Weder auf Instagram noch auf der Homepage ist in der Folge mehr Verkehr zu sehen… 🤣😝

Schnelle und laute Idioten
Wir verlassen das Schwarze Meer und fahren ins Landesinnere auf der Route 79, die sich als ziemlich holprig herausstellt. Eine wahre Herausforderung für Fahrer und Chassis … Unterwegs tanken wir nochmals an einer Quelle Trinkwasser auf, ehe wir am späten Nachmittag in Elhovo einen Stellplatz finden. Einen riesigen Park hat es hier, gross aber nicht wirklich schön. Wir laufen nochmals ein paar Meter, bis es eindunkelt. Die Strasse an uns vorbei wird am späten Nachmittag von Idioten rege als Autorennbahn benutzt. Wir hoffen auf eine ruhige Nacht. Diese Hoffnung zerschlägt sich recht schnell. Bis nach Mitternacht ist es ein Kommen und Gehen neben uns. Einige haben offensichtlich Freude am Motor ihres Autos, je lauter je besser scheint das Motto zu sein. 🙉

Am Morgen weckt uns kein Sonnenaufgang, es beginnt zu regnen, wie vorausgesagt, und das teilweise in Strömen. Heute ist bereits wieder der kürzeste Tag des Jahres. Es geht weiter auf den Routen 79 und 55 in Richtung griechische Grenze, es hat fast keinen Verkehr. Noch einmal tanken wir Wasser auf, da wir gestern geduscht haben, dann wollen wir die historische Brücke in Svilengrad über die Mariza sehen. Wir parkieren im Dorf, wo uns gleich ein paar Hühnerverkäufer fachmännisch mustern. Das Einzige, was ich verstehe ist «Magirus Deutz». Wir nicken freundlich, Daumen nach oben. Wir sehen, wie ein Bauer sein Pferd samt Wagen vor dem Einkaufsladen parkiert. So geht Bio-Tankstelle! Dann laufen wir über die Brücke. Am Ende des 600 Jahre alten Bauwerks steht ein Restaurant, wo wir lecker essen. Pia nimmt gegrilltes Gemüse, ich eine Schäferpastete (Shepherd’s pie). Unsere Rechnung geht nicht ganz auf, denn wir wollten das bulgarische Bargeld loswerden, so wie wir das mit den Währungen immer gemacht haben. Aber wir können nur entweder mit Karte oder mit Bargeld bezahlen, eine Mischform will sie hier nicht haben, auch nach mehrfachem Nachhaken nicht. So müssen wir das Bargeld halt im Esswarenladen loswerden. Entlang der Mariza sehen wir zum ersten Mal bunte Eisvögel. Leider habe ich meine Kamera mit dem Teleobjektiv nicht dabei.

Schnell durch die Grenzkontrolle
Dann geht es auf der E85 zuerst durch das bulgarische, dann durch das griechische Zollamt. In gut einer Viertelstunde sind wir bei beiden durch. Der Grieche muss sich wohl oder übel bei seinem WhatsApp-Senden von uns stören lassen… Viel zu sehen gibt es entlang der Strasse nicht wirklich. Ausser den Grenzzaun zwischen der Türkei und Griechenland. Kein schöner Anblick, da kommen keine guten Gefühle auf. Dass sich die Menschheit auch im 21. Jahrhundert immer noch mit Zäunen abgrenzen muss? Kurz nach Soufli fahren wir zum Besucherzentrum des Dadia-Lefkimi-Souflion Nationalparks, um zu übernachten. Wir fragen sicherheitshalber um Erlaubnis, die wir auch bekommen. Die Dame am Empfang ist eh gleich am Schliessen des Zentrums. Pia läuft noch zum Ausblick hoch, ich versuche, das WoMo einigermassen waagrecht zu parkieren. Die Nacht ist wie erwartet sehr ruhig. Nur ein Hund bellt andauernd.

Bei den Geiern
Der Nationalpark hier ist bekannt für seine Geier. Drei von vier europäischen Geierarten kann man hier sehen, das ist einzigartig in Europa. Leider wurde der Park 2022 und vor allem 2023 Opfer von verheerenden Waldbränden. Das sieht man bis heute. Es heisst, bei optimalen Bedingungen dauert es 150 Jahre, bis der Originalzustand wieder hergestellt ist. Wir erkundigen uns im Infocenter und laufen dann die 3,5 Kilometer bis zum Anfütterungsplatz hoch. Als wir ankommen, sitzen zwei Geier noch da, fliegen dann aber bei unserer Annäherung ab. Wir sehen bis zu 15 Geier gleichzeitig in der Luft, später sind sie alle wieder weg. Bei schönem Wetter laufen wir wieder zurück zum WoMo, um dann ins Dorf in die Taverne Topouszi Panagiota essen zu gehen.

Kulinarisch verwöhnt
Als wir hineingehen, ist es gleich ganz still. Sieben von acht Tischen sind voll besetzt. Als wir genug gemustert sind, wird es wieder laut, sehr laut im Raum. Wir bestellen bei der freundlichen Chefin, der Chef scheint kein Englisch zu sprechen. Das Essen ist hervorragend. Eigentlich hätten wir schon nach dem griechischen Salat, Brot und Tsatsiki genug. Dann kommt die bestellte gemischte Grillplatte mit Kartoffeln. Wir essen fast alles auf, dann kommt noch eine Schoko-Omelette zum Dessert, offeriert vom Haus. Das ganze Essen inklusive zwei Bier und Wasser kostet uns 35 €. Gut haben wir heute mehr als 15’000 Schritte gemacht!

Am nächsten Morgen würden zwar im Nationalpark die Geier gefüttert, was sicher spektakulär wäre und gute Bilder gibt, aber das Wetter macht nicht wirklich mit. Es ist unsicher, ob nach 3,5 Kilometern Marsch die Sonne auch scheint. So fahren wir 50 km weiter ins Evros Delta. Eine Landschaft fast wie die Camarque. Zu anderer Jahreszeit hätte es hier massenhaft Vögel, nun sind es ganz viele weisse Gänse, die wir aber nur von weitem sehen und schnattern hören. Nachdem wir über einen Boardwalk gelaufen sind, essen wir auf dem Damm. Nach dem Essen hält ein Ranger an und fragt, ob wir ein Permit, also eine Bewilligung hätten. Wahrscheinlich dachte er, wir wollen hier campieren. Mir ist schleierhaft, weshalb der das will, denn andere Familien fahren hier auch durch. Aber egal, wir wollen eh weiter nach Alexandroupolis. Zuerst besuchen wir noch das antike Thermalbad gleich nebenan. Alles ist verlottert. Auch die Hotels ringsherum sind geschlossen. Es scheint, dass die Quelle des römischen Bades nicht mehr sprudelt. Ist ziemlich creapy hier.

Alle sind glücklich
In Alexandroupolis wird es richtig eng, um durch die Stadt zu fahren. Aber irgendwie geht das Chaos immer auf! So fahren wir zum Ramada Inn Hotel und wollen dort ein Zimmer für den 24. Dezember buchen. Eine coole Idee meiner Eltern, da wir ja am 24. sonst keine Herberge haben. Danke vielmals! Wir buchen das Zimmer und kriegen einen viel besseren Preis als auf der Trivago-App, und dies erst noch mit Meerblick! Kurzentschlossen frage ich, ob wir das WoMo bis morgen auf dem Parkplatz abstellen und hier übernachten dürfen. Auf Nachfrage beim Management geht das problemlos. So bringe ich zwei Tafeln Schokolade dem Receptionisten und dem Concierge, der nachgefragt hat. So sind alle happy!

Wir laufen etwas dem Mittelmeerstrand entlang, dann setzen wir uns an die Bar und trinken ein Bier, mit Sicht auf das Meer. Ist das nicht herrlich!

Pia am Steuer im Evros Delta.
Im Evros Delta an der griechisch/türkischen Grenze.

2 Antworten

  1. Anonym

    Gern lese ich Eure News vom Reisen. Schöne Bilder die es untermalen wie ihr das Abenteuer geniesst!
    Ich wünsche Euch viel Spass und nette Begegnungen! Herzliche Grüsse Monika

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