Von Donnerstag, 30. Januar bis Sonntag, 2. Februar 2025
Für einmal werden wir nicht mit einem wunderschönen Sonnenaufgang geweckt. Es stürmt, das Meer kommt immer höher, es blitzt und donnert. Trotzdem herrscht eine farbenfrohe Stimmung, die ich geniesse. In der Nacht habe ich nicht gut geschlafen. Es hat mir keine Ruhe gelassen, dass wir gestern die archäologische Stätte nicht gefunden haben. So laufen wir noch einmal hin. Und siehe da: Wir haben sie nur um wenige Meter verfehlt. Wie geht das? Die Stätte ist ein drei mal drei Meter grosses Loch im Boden mitten im Feld, das von Mauerresten übersäht ist. Läuft man nicht genau darauf, sieht man es fast nicht. Was genau man da sieht, weiss niemand so genau. Ist es vorchristlich? Ist es ein römischer Tempel oder doch erst eine byzantinische Stätte? Auf jeden Fall war es klein, aber oho! Rund um die Stätte wachsen kleine Orchideen. Beim Zurücklaufen fällt mir auf, dass die Infotafel erstaunliches verbietet: Nicht nur das Campieren, sondern auch, den Müll in den Eimer zu werfen… 😜🤣
Zurück am Stellplatz wasche ich die Wäsche in guter, alter Handwaschmanier. Zum Trocknen hänge ich die Wäsche am WoMo und an einem improvisierten Wäscheseil (alte elektrische Leitungen der Strandbar) auf. Pia geht laufen, ich rette die schon fast trockene Wäsche vor einem nächsten Gewitter. Der Wind frischt definitiv auf, so wechseln sich Wolken und Sonne immer wieder ab. So wird es ziemlich kühl, es ist zu wenig gemütlich, um draussen vor dem WoMo zu sitzen. Der Kaffee mit den Holländern wird auf morgen verschoben.
Café, Kuchen, Schnaps
Da es so schön hier ist, bleiben wir gleich noch einen Tag. Heute windet es nicht, so ist es schön warm. Ich wasche noch unsere Pullover, dann fahren wir mit dem Velo zum benachbarten Kato Glikovrisi, ein kleiner Ort, etwa vier Kilometer entfernt. Dort trinken wir einen Kaffee und kaufen Brot ein. Im Café sitzen wie überall lauter alte Männer. Einer spricht uns an. Er hat 40 Jahre in München gearbeitet und wohnt nun wieder hier. Als wir wieder zurück sind, gibts Mittagessen. Pia läuft dem Strand entlang, ich geniesse die Sonne vor dem WoMo und beaufsichtige die Wäsche beim Trocknen… 🤣😜 Später gibt bei den Holländern den versprochenen Kaffee, Cookies und einen Mastiha. Dies ist ein süsser Likör, der aus dem Harz des Mastix-Baums hergestellt wird. Ein Frauenschnaps, mir schmeckts.
Am nächsten Morgen wasche ich noch meine Jeans, dann geht es weiter auf die andere Seite der Halbinsel, nach Monemvasia. Wir fahren über kleine Strassen, durch endlose Olivenhaine, Orangenfelder, durch Bachbette, bis wir in Monemvasia ankommen. Dort ist heute Samstag ein kleiner Bauernmarkt, auf dem wir Gemüse und 6 kg Orangen einkaufen. Im Hafen trinken wir zuerst einen Kaffee, dann setzen wir uns ins Fischrestaurant, nachdem wir vom Besitzer bequatscht worden sind. Mein Fisch mit Shrimp und Muscheln schmeckt, aber der Fisch hat viel zu viele Gräte. Die Katzen findens gut, dass ich so viel Abfall zuerst auf dem Teller, dann am Boden habe.
Wie im Mittelalter
Dann nehmen wir unsere Velos und fahren zur Altstadt Monemvasia, die auf der vorgelagerten Insel ist. Die Velos stellen wir vor dem engen Stadttor ab, man kann nur zu Fuss hinein. Man wähnt sich hier wie im Mittelalter. Wir laufen bis zum Leuchtturm, dann fahren wir mit den Velos wieder zurück und an den Hafen, wo wir schauen, ob wir eventuell das WoMo für eine Nacht hinstellen können. Dort gibts einen kleinen Schwatz mit zwei Zürchern in ihrem WoMo. Zur Not könnte man hier hinstellen, aber ideal scheint es uns nicht zu sein (zu nah am Ort, zu laut). So fahren wir ein paar Kilometer ausserhalb des Ortes und finden am Strand einen Platz für uns. Während des Nachtessens hören wir immer wieder Motoren. Als wir im Dunkeln mal nachschauen, stehen vier andere WoMo direkt neben uns. So haben wir wieder einmal Kuschelcamping. Vor allem der Franzose im Kastenwagen kann wahrscheinlich nicht mehr viel näher an uns heranrücken. Aber das sind wir uns ja von früher von Franzosen gewohnt. 🙈🙀 Morgen wollen wir in Monemvasia zur Burg ganz oben auf dem Hügel laufen, vorausgesetzt, das Wetter macht mit.
Das Wetter macht mit, wir laufen den ganzen Weg bis zuoberst, zur Zitadelle. Wir brauchen etwa dreiviertel Stunden. Kaum ist man einmal von den touristischen Gassen weg, sind die Gehwege ziemlich zugewachsen. Viele laufen offenbar zu dieser Jahreszeit nicht ganz nach oben. Es geht an vielen Ruinen vorbei. Man merkt, dass es schon Frühling ist. Überall blühen die Blumen, es ist ganz still, die Aussicht über die Bucht auf Monemvasia runter ist gewaltig. Ich denke, diese Anlage ist einiges spektakulärer als die Akropolis in Athen. Nur bezahlt man hier keinen Eintritt, Touristen hat es auch fast keine.
Petrified Forest
Wieder zurück in der Altstadt trinken wir einen Kaffee, dann geht es zurück aufs Festland, wo wir fein griechisch essen. Da das Wetter noch einigermassen schön ist, fahren wir der Küste entlang bis Neapoli, das nicht viel zu bieten hat. So entscheiden wir uns, noch zum versteinerten Wald (Petrified Forest) zu fahren. Eine enge, aber zumeist gut ausgebaute Strasse bis zu einer Bucht fast ganz am Ende der Halbinsel (Finger). Das Wasser ist wunderbar klar, überall hat es versteinerte Bäume. Die Küste ist vom Meer unterspült, so hört man auch in den hohlen Baumstämmen das Wasser tief unten gurgeln. Ich bade noch im Meer, es ist wunderbar erfrischend. Dann geht es zum WoMo, das wir oberhalb des versteinerten Waldes in ein Feld geparkt haben. Seit langem wohl einer der ruhigsten Plätze. Wir haben heute so viel erlebt, da tut Ruhe gut! 😝🤣
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