Von Donnerstag, 14. November bis Samstag, 16. November
Heute Morgen haben wir zum ersten Mal Frost. Alles ist gefroren, auch unser WoMo, zumindest aussen. Wir fahren zum Poleski Nationalpark. Unser Navi verliert zwischenzeitlich die Verbindung. Trotzdem finden wir einen hölzernen Laufsteg durch den Wald. Erstaunlicherweise gibts beim Anfang keinen Parkplatz, so parkiere ich halb auf der Strasse. Da es so kalt ist, ist der Boardwalk gefroren. Es ist, als liefe man über ein Eisfeld. Kurz, bevor wir am See ankommen, brechen wir die Übung ab und laufen auf dem gefrorenen Holzweg wieder zurück. Zu sehen gibt es nicht viel, einfach viel Wald und totes Holz am Boden. Es ist totenstill. Idealerweise könnte man hier sogar Elche sehen.
Wir suchen einen anderen Platz fürs Mittagessen, müssen aber auch hier umdisponieren, da das Navi uns wieder den gleichen Weg zurückschicken will. In Rogóźno finden wir am See einen Stellplatz, wo wir das Mittagessen kochen. Da wir morgen Lublin besuchen wollen (noch 40 Kilometer entfernt), ist es am besten, wir bleiben gleich hier.
Dieser Entscheid lohnt sich, denn am Morgen werden wir mit Sonnenschein geweckt. Endlich! Nach fast 1,5 Wochen ohne Sonnenschein geniessen wir es. Wir fahren nach Lublin und sehen unterwegs eine Autowaschanlage, in die unser WoMo auch passt. Also kriegt es zum ersten Mal auf dieser Reise eine Wäsche, war bitter nötig. Die Fahrt nach Lublin klappt problemlos, auch wenn es eine relativ grosse Stadt ist. Direkt neben der Altstadt beim Schloss parkieren wir für 12 Zloty (ca. 3 Franken) für den ganzen Tag. Die Altstadt ist sehenswert, vor allem bei immer wiederkehrendem Sonnenschein. Zuerst gibt es einen Kaffee im White Bear Café, dann erwarten wir den Trompeter, der jeden Tag genau um 12 Uhr auf dem Balkon des Rathauses seine Melodie schmettert, so auch heute. Da wir typisch polnisch essen wollen, finden wir ein urchiges Restaurant in der Altstadt. Die Serviertochter spricht praktisch kein Englisch, das Essen, auf das wir ein paar Momente warten müssen, schmeckt. Wir bleiben die einzigen Gäste bis zum Schluss. Anschliessend geht es zum Schloss von Lublin, das ein Museum ist. Wir laufen kurz in den Innenhof und dann zurück zum WoMo auf dem Parkplatz. Auffallend sind die vielen, schön mit Blumen geschmückten Türen in der Altstadt.
Unverhofft zu Kaffee eingeladen
Die Ausfahrt aus der Stadt ist denkbar einfach, da wir bereits direkt neben der 835 in Richtung Süden parkiert haben. Dann wird es schwieriger. Es wird bereits dunkel und ein Stellplatz ist nicht in Sicht. Wir irren in der Gegend herum, peilen den einen oder anderen Platz an. Jedoch alle Orte sind nicht geeignet. So fahren wir wieder auf die 835 zurück und parkieren schliesslich beim Fussballplatz in Piotrków Pierwszym. Schon beim Parkieren im Halbdunkel fällt uns ein älterer Mann auf, der uns beobachtet. Als wir den Motor abstellen, kommt er zu uns. Wir finden heraus, dass er seit sechs Jahren pensioniert ist und zuvor unter anderem 15 Jahre in der Schweiz im Thurgau gearbeitet hat. Kurzerhand lädt Tadeusz uns zu sich nach Hause zu einem Kaffee ein. Er zeigt uns auch das ganze Haus, aber nur das Zimmer, das er bewohnt, ist geheizt, dieses dafür richtig! Etwas verwirrend ist die Gewehr-Munition, die in seinem Zimmer herumliegt. Stolz zeigt er uns seinen Schweizer Karabiner. Seine Frau lebe im neueren Haus in der gleichen Gemeinde, seine Töchter immer noch in der Schweiz. Er hat soeben einen Bestätigungsbrief für seine Rente aus der Schweiz erhalten, welchen wir ihm erklären sollen. Machen wir gerne. Tadeusz gibt uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg, welche Orte wir besuchen sollen. Am Morgen stellt sich heraus, dass der Wasserhahn beim Fussballplatz noch nicht abgestellt ist. So tanke ich gerne noch ein bisschen Wasser auf.
Das Padua aus Polen
Einer dieser Tadeusz-Tipps ist Zamość. Wir fahren etwa eine Stunde zur Unesco-Weltkulturerbe-Stadt und werden nicht enttäuscht. Eine wunderbare, farbenfrohe Altstadt treffen wir an. Zamość preist sich als Polens Padua und als Renaissance-Hochburg. In einem gemütlichen Restaurant essen wir. Auch heute sind wir offenbar die einzigen Gäste. Um 12 Uhr schmettert auch ein Trompeter vom Rathaus, wie in Lublin. Aber hier ist er leider nur aus der Konserve. Schade, ein Original hätte zu diesem malerischen Ort gepasst. Parkieren können wir gleich neben der Bastion/Altstadt. Da es noch früh am Tag ist, bleiben wir nicht und fahren in Richtung Zwierzyniec, das am Roztoczánski Nationalpark liegt. Wir erkunden den Park, treffen auf dem Parkplatz zwei Junge an, die Freude an unserem WoMo haben. Sie geben uns den Tipp, ein paar Meter weiter zu laufen und die wilden Pferde anzuschauen. Machen wir natürlich gerne. Etwas ein Dutzend grast ganz gemütlich. Leider habe ich meine Kamera nicht dabei. Anschliessend parkiere ich das WoMo mitten in der Stadt in einem Park, Pia läuft zurück. Um den Tag abzurunden, trinken wir im Restaurant Mühle einen Apéro. Da das Holzfeuer so gemütlich ist, nehmen wir gleich noch eine Pizza. Draussen wird es wieder früh dunkel. Am Schloss werden die Lichter angezündet, der Vollmond geht dahinter auf. Eine wunderbar perfekte Stimmung! Da der Osten Polens uns so gut gefällt, sind wir kilometermässig in den letzten Tagen nicht weit vorangekommen. Macht nichts, wir haben ja Zeit…
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