Der antike Nabel der Welt in Delphi

Veröffentlicht in: 2025, Reise | 1

Von Montag, 10. März bis Mittwoch, 12. März 2025

Heute stehen wir früher auf, denn um 8.30 Uhr öffnen die Tore zum antiken Delphi, welches in der Zeit der Hellenen der Mittelpunkt der Welt war. Das lohnt sich. Zum einen ist das Wetter wunderbar, tiefblauer Himmel mit warmem Sonnenschein. Zum anderen steht nur ein Kanadier da, sonst sind wir für fast eine Stunde alleine auf der Anlage. Später werden viele Touristen, vor allem italienische und asiatische Studenten, mit Bussen herangekarrt. Die Anlage ist wirklich gut erhalten und definitiv eine Reise wert. Überall blühen die Blumen. Den Tempel des Apollo haben wir für uns ganz alleine, wie auch den Nabel der Welt, das Theater und das Stadion. Leider treffen wir das Orakel nicht, dafür beobachten wir eine lange Schlange von Raupen, die den Weg überquert. Offenbar ist das die Raupe des Prozessionsspinners, nicht ganz ungefährlich für Menschen. Eine geht vorweg, dutzende folgen ihr hinterher. Nach fast zwei Stunden Besuch gönnen wir uns einen Kaffee und ein Club Sandwich. Mit dem WoMo geht es weiter nach Arachova, eine weitere Touristenstadt am Fusse eines Skigebietes. Auf einem Parkplatz und Viewpoint ausserhalb des Ortes kochen und essen wir. Immer wieder kommen Busse und spucken Touristen aus. Viele Selfies werden geschossen, ich komme ins Gespräch mit Japanerinnen und deren Lehrer, die alle prompt ein Selfie wollen.

Wenig Interessantes auf dem Weg
Nach dem Mittagessen geht es weiter in Richtung Küste. Die Gegend gefällt uns nicht mehr so gut, hat wenig zu bieten. So fahren wir durch bis kurz vor Chalkida. Dort folgen wir einer kleinen Strasse entlang eines Sees. Das gefällt uns schon wieder besser, viel Ackerland und Landwirtschaft hier. Aber erst am Meer finden wir einen Stellplatz, etwa 20 Kilometer von Chalkida entfernt. Pia geht etwas laufen, ich sammle fast 10 kg Müll rund um uns zusammen. Es nützt ja nichts, sich in Griechenland über den Müll zu beschweren. Allerdings würde es mich als Einheimischer schon ein bisschen stressen, wenn die Touristen zuerst meinen Müll zusammenlesen. Stelle dir vor, das würde uns in der Schweiz passieren… Aber hier schient es niemanden zu kümmern. So merken wir auch, dass wir wieder weg vom grossen Touristenstrom sind.

Parkieren mit Hindernis
Heute Dienstag fahren wir nach Chalkida in die Stadt. Wir parkieren direkt vor der Wäscherei und geben unsere Wäsche ab. Wir sind uns unterdessen ja allerhand gewohnt, wie die Griechen parkieren. Nichts scheint unmöglich. Aber kaum habe ich mein WoMo parkiert, reklamiert ein alter Grieche vom Balkon aus, ich solle den LKW wegstellen. In der Kurve müssten 5 Meter frei bleiben. Aber sicher! Vor allem hier in Griechenland, wo alles zuparkiert wird; auch Fussgängerstreifen, Bushaltestellen und ganze Kreuzungen. Mein Verständnis hält sich in sehr engen Grenzen! Das passiert auch nur Touristen (oder nur mir?) hier! 20 Meter weiter weg finde ich noch einen freien Platz, so parkiere ich des Friedens Willens um.

Mit den Velos geht es auf die Inselseite der Stadt. Beim Kriegsmuseum werden wir von einem Armeeangehörigen freundlich begrüsst. Er weiss viel von der Schweiz und möchte nach seinem Masterabschluss in der Schweiz arbeiten. Er gibt uns noch einen guten Tipp, wo wir heute Abend übernachten können: Am Strand von Drosia, nur 6 km weg von der Wäscherei, wo wir morgen die Wäsche abholen können. Wir parkieren die Velos und laufen durch die Fussgängerzone und an der Strandpromenade entlang. Von einem Bettler kaufen wir einen Bund wilden Spargel ab, für 2€! Den machen wir grad als Spargelrisotto zum Mittagessen. Schmeckt nach nicht viel, erst auf dem WC macht er sich später bemerkbar! 🤣

Illegale Autorennen
Am Strand angekommen bade ich ganz kurz. Die Lufttemperatur mit gut 20° geht zwar noch, aber das Wasser ist immer noch ziemlich kalt. Nach Pias Spaziergang dem Strand entlang lassen wir den Tag bei einem Bier an einer der wenigen geöffneten Strandbars ausklingen. Leider ist das Einschlafen nicht so ganz idyllisch. An der Strandstrasse, wo wir stehen, müssen ein paar Idioten ihre PS-Stärke testen und auch zeigen. Mit extrem überhöhtem Tempo und laut hupend fahren sie an uns vorbei. Immerhin ist bei Lichterlöschen bald Schluss mit dem «Theater» und wir können dennoch recht gut schlafen.

Endlich Delfine!
Am Morgen fahren wir wieder nach Chalkida, wo wir die Wäsche abholen. Unterwegs sehen wir von der Küstenstrasse aus endlich einmal Delfine, die offenbar auf der Jagd nach Fischen sind. Wir machen vier Exemplare aus. Zuerst gibt es in Chalkida noch einen Cappuccino direkt an der alten Brücke zwischen Festland und Euböa. Darunter fliesst ein Gezeitenstrom, der ähnlich wie der Saltstraumen in Norwegen Wirbel produziert. Nur interessiert es hier niemanden, im Gegensatz zu Norwegen.

Lost Place
Es geht weiter auf der Route 44 auf Euböa in Richtung Süden. In Eretria essen wir zuerst einmal etwas (Lamb Chops), dann erkunden wir die Trauminsel (Dream Island), die am Ende des Fährhafens über eine kleine Brücke zu Fuss erreichbar ist. Die Anlage wurde, so sagt es ein Schild, 1992 feierlich eröffnet. Heute ist alles kaputt und ein Paradies für Graffiti-Künstler. Ein Ort mehr, der in Griechenland dem Verfall gewidmet ist.

Da es stark windet, fahren wir noch etwas weiter. In Aliveri finden wir an der Mouse Beach einen schönen Platz. Trotz des Namens warten 5 Katzen, die wir natürlich füttern. Nur eine ist nicht scheu, die anderen zieren sich ein bisschen.

Besuch von Delphi (Video)

  1. Marie-Thérèse Maissen

    Zu dieser Jahreszeit habt ihr Glück, die antiken Plätze ohne Touristen zu sehen. In Altendorf habe ich täglich rund 280 Züge, die an mir vorbeifahren. Ihr hattet dafür einen langsamen und bedächtigen Raupenzug zum Beobachten. Bedenklich ist die erst 1992 erstellte Anlage auf der Insel, die verunstaltet wurde.

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