Wandern, Aristoteles und Apostel Paulus

Veröffentlicht in: 2025, Reise | 4

Von Donnerstag, 10. April bis Sonntag, 13. April 2025

So surreal die Gegend in Kriaritsi auch ist, am Morgen gibt es einen wunderbaren Sonnenaufgang mit Sicht auf den heiligen Berg Athos auf der anderen Seite der Bucht. Ein letztes Mal schauen wir uns die vielen sinnlosen Strassen, Treppen, Elektrokästen und Brücken von Kriaritsi an, kurven noch etwas in der Gegend herum. Wir fahren die Küstenstrasse weiter, kommen an schönen Sandsteinformationen vorbei. In Toroni stellen wir uns an den Strand gleich neben der kleinen Halbinsel mit Burgruine. Diese besichtigen wir, sammeln viele wilde Spargeln, die wir gleich zum Mittagessen mit einem Tomatenrisotto kochen. Superlecker!

Kanonen und Schildkröte
Am Nachmittag geht es auf eine Wanderung südlich der Küste entlang. Der Weg ist schmal aber tipp-topp begehbar. Die Natur zeigt sich von ihrer schönsten Seite, überall blühen die Blumen, natürlich hat es auch hier Spargel, auch wenn viele schon gepflückt sind. Wir laufen ca. 2,5 Kilometer bis zum Hügel hoch, wo die Grundmauern einer deutschen Kanonenbatterie aus dem 2. WK heute noch stehen. Die Aussicht übers Meer und in andere Buchten ist fantastisch, das Wetter auch. Zwar immer noch etwas kühl, aber zum Wandern ideal. Dann steigen wir ab und statten der Antikoufos-Beach einen Besuch ab. Beim Hinunterlaufen begegnen wir einer griechischen Landschildkröte, die gerade am Aufstieg ist (siehe Video).

Pia läuft noch zur Akropolis hoch, ich gehe zum WoMo zurück. Zusammen trinken wir im Dorf noch ein Feierabendbier. Ich suche rund ums WoMo noch ein paar Spargeln, als ich so per Zufall auf einen Maschendrahtzaun stosse. Dahinter befindet sich die Ruine einer frühchristlichen Basilika, gegründet vom heiligen Athanasios. Kein Weg führt dahin, alles liegt einfach da. Man kann sogar noch ein paar Überreste des Mosaikfussbodens sehen. Speziell.

Am Abend geht uns das Gas der einen Flasche aus. Diese müssen wir also demnächst einmal füllen lassen. Das probieren wir auch am nächsten Tag, doch ohne Erfolg. Der entsprechende Adapter ist nicht vorhanden.

Heiliges (teures) Land
Am Morgen fahren wir zum Markt in Nikiti. Dort finden wir endlich feines Olivenöl direkt vom lokalen Bauern zu einem anständigen Preis (8€ pro Liter). Auch Tsipouro direkt vom Hersteller aus dem Auto kaufen wir ein, natürlich auch Gemüse 😜. Wir trinken einen Kaffee und merken, dass nun die Touristensaison begonnen hat. Für uns gibt es kein Wasser (für die Griechen natürlich schon!), der Preis für einen kleinen Cappuccino ist mit 4€ auch nicht gerade günstig. Wir kochen an wunderschöner Lage, dann geht es weiter auf den dritten und letzten Chalkidiki-Finger Athos. Weit kommt man da auf der Strasse nicht, denn das Gebiet ist eine autonome orthodoxe Wallfahrtsregion mit dem Berg Athos als Hauptattraktion. 20 orthodoxe Klöster mit circa 2500 Mönchen stehen auf der Halbinsel, der Zutritt ist streng geregelt. Auf die Halbinsel Athos haben Frauen keinen Zutritt. Touristenschiffe mit Frauen an Bord müssen zur Küste einen Abstand von 500 Metern haben. Pia meint dazu nur: «Und wer hat all diese Männer geboren?»

Im Dorf Ouranoupolis sieht man denn neben dem berühmten byzantinischen Turm auch viele Autos mit Autonummern aus dem ganzen Balkan (vor allem Serbien). Viele orthodoxe Priester sind zu sehen, die von einem Schiff kommen oder ein solches besteigen. Die Preise in den Souvenirshops und den Restaurants sind dementsprechend auch sehr hoch. Wahrscheinlich ist es die heilige Luft, die hier bezahlt werden muss … 😝🤣 Wir suchen einen Stellplatz und werden auf der anderen Seite der Halbinsel in Nea Roda fündig. Wir laufen zur Kapelle dem Strand entlang. Drei grosse junge Hunde kommen sofort und begleiten uns. Natürlich gibt es danach beim WoMo ein paar Hundeleckerli. So haben wir wieder einmal ein paar treue Wächter.

Bei Aristoteles zuhause
384 v.Chr. wurde Aristoteles in Stageira geboren, hier hat er auch Alexander den Grossen unterrichtet. Heute ist es eine gut restaurierte Anlage mit erstaunlicherweise Gratiseintritt. Wir sind praktisch die Einzigen, die hier sind. Überall stehen Aufsichtspersonen herum, die aufpassen, dass wir nichts Falsches machen. Die Anlage ist weitläufig. Wir hören ein Rascheln im Gebüsch. Es ist wieder eine Schildkröte, diesmal eine eher kleine. Trotzdem macht es Spass, sie zu beobachten. Um unseren Hunger zu stillen, fahren wir nach Stavros, wo wir ein Gyros essen. Danach fahren wir in Stavros herum und suchen eine Tankstelle, die unsere leere Gasflasche auffüllt. Mit wenig Erfolg. Jede Garage verweist uns an die nächste. So fahren wir zum Volvisee, wo wir einen schönen Stellplatz direkt am Wasser finden. Hier windet es viel weniger als unten an der Küste. Ein schöner Sonnenuntergang rundet den Tag ab. Allerdings ist die Nacht trotz der Distanz zu der Strasse und den Bäumen dazwischen ziemlich unruhig. Es herrscht viel Verkehr. Der Vollmond trägt wahrscheinlich auch nicht zu einem ruhigen Schlaf bei.

Noch ein berühmter Mann
Gleich nebenan ist Apollonia. Dort hat Apostel Paulus auf seinem Weg nach Thessaloniki übernachtet. Der gigantische Baum, der dort neben der kleinen Kapelle steht, hat diese Zeit wohl selbst erlebt. Wir treffen einen Holländer und eine Slowakin, die auf der Via Egnatia von Albanien nach Istanbul am Wandern sind. Wir bieten einen Kaffee an, es ergibt sich ein interessanter Austausch. Neben dem römischen Badehaus gleich nebenan kochen und essen wir das Mittagessen. Es ist so schön ruhig hier, dass wir uns entschliessen, eine Nacht hier zu verbringen.

Unerwartet eingeladen
Pia geht laufen, ich setze mich an die Sonne und denke, der Tag wird ruhig vorbeigehen. Dann kommen immer mehr Jugendliche, es gibt ein BBQ-Fest. Vier Jungs sprechen mich an, sie hätten kein Anzündmaterial für den Grill, ob ich helfen könne? Natürlich kann ich und bin sofort eingeladen. Sie sind 17 Personen und alle etwa 15 Jahre alt. Sie erklären mir die Gegend sowie die lokale Geschichte. Es gibt Souvlaki direkt vom Grill. Ich bringe zwei Tafeln Schokolade mit. Eine coole Runde, die sich jeden Monat zum BBQ trifft, so sagen sie. Ich erfahre einiges von ihrem Leben. Was weiter bemerkenswert ist: Sie sammeln ihren Abfall in Plastiksäcken und entsorgen diese auch im Abfallkübel, was ich gerne lobend erwähne.

Schildkröte auf der Wanderung.
Byzantinischer Turm Ouranoupoli.
Und nochmals Schildkröte, diesmal bei Aristoteles in Stageira.

Toroni

Ouranoupoli

Stageira

Apostel Paulus

4 Antworten

  1. Marie-Thérèse Maissen

    Lieber Franz

    Deine Berichte sind besonders geschichtlich interessant. Herzlichen Dank!

    Bei uns hat die Karwoche begonnen. Heute habe ich alle Kreuze mit neuen Grünzweigen geschmückt.

    Liebe Grüsse MT

  2. Jürg

    Immer wieder interessant, deine Berichte sind gut und machen Lust auf eine weitere Griechenland-Reise. Jürg

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