Von Mittwoch, 11. Dezember bis Samstag, 14. Dezember 2024
Die Nacht auf dem Lidl-Parkplatz war einigermassen ruhig, die Luftfeuchtigkeit gefühlt bei 100%. Am Morgen ist einiges der Wäsche, die wir aufgehängt haben, wieder trocken. So geht es weiter auf der Route 22 über die grosse Donaubrücke in Richtung Donaudelta. Wir haben Glück, momentan wird keine Brückenmaut verlangt, wir können gratis durchfahren. Es herrscht viel Verkehr in Richtung Tulcea, vor allem LKWs. In Isaccea stauen sich diese kilometerlang vor dem Zoll. Von hier fährt die Fähre über die Donau in die Ukraine. Bald kommen wir in Tulcea an. Ein herrliches Fahren durch das älteste Gebirge Europas, das Marčin-Gebirge, zumal endlich wieder einmal die Sonne scheint. Das geniessen wir in vollen Zügen. In Tulcea angekommen, parkieren wir an einem See und funktionieren die Bäume im Park kurzerhand zur Wäscheleine um. So werden auch noch die restlichen Wäschestücke (fast) trocken, auch wenn es nur 3° «warm» ist und ein kalter Wind bläst. Da wir heute so schönes Wetter haben, fahren wir gleich noch weiter ins Donaudelta hinein nach Murighiol. Dort stellen wir das WoMo direkt an den Hafen. Im Sommer habe es hier über 100 Boote, so Gabriel, der vom Fischerboot kommt. Er führt seit diesem Jahr einen Campingplatz im Dorf nebenan. «Ihr seid so was ausserhalb der Saison», sagt ein anderer Mann, der gleich zum Fischen aufbricht. Er würde mit uns morgen gerne eine Tour machen. Na klar, sonst ist ja niemand hier!😝😜 Er komme nach dem Fischen bei uns vorbei, über den Preis könne man selbstverständlich noch reden. Pia läuft bis zu den Ausgrabungen am Ende des Dorfes.
Endlich wieder am Meer
Am Morgen stellen wir fest, dass sich niemand betreffend Bootstour bei uns gemeldet hat. Da es saukalt ist, fahren wir weiter. Zuerst auf der Strasse gleich nebenan, um so weit als möglich ins Donaudelta hineinzufahren. Sobald die geteerte Strasse aufhört, kehren wir wieder um und fahren die Route 222 in Richtung Süden. Unterwegs halten wir bei der Zitadelle Enisala an. Trotz des stürmischen Windes und Temperaturen gefühlt unter dem Gefrierpunkt steigen wir aus und laufen zur Ruine. Kein Mensch ist heute hier, nur streunende Hunde. So parkiere ich direkt vor dem Gate, da es der einzige ebene Parkplatz ist. Die Aussicht oben über das Donaudelta ist wunderschön. Als wir zurücklaufen, hören wir schon ein Hupen. Natürlich will jemand durch das Gate. Ich entschuldige mich und fahre etwas zurück, wo wir das Mittagessen kochen und einnehmen. Da es so bitterkalt und windig ist, fahren wir immer weiter in Richtung Constanța, dem Schwarzen Meer entgegen. Plötzlich wird der Verkehr vom Militär gestoppt. «The road is closed for maximum one hour», sagt der Soldat. Wir warten. Jan ruft an, so können wir etwas schwatzen. Nach 45 Minuten wird die Blockade von der Strasse entfernt und es kann weitergehen. Da ja unsere Lüftung im Cockpit ausgestiegen ist, ist es auf unseren Sitzen richtig kalt geworden.
In Năvodari wollen wir am Strand einen Stellplatz finden, aber diesen gibt es wohl nicht mehr. Ist nicht so schade, denn rundherum hat sich die rumänische Petrochemie mit Raffinerien angesiedelt. Aber immerhin haben wir nach 43 Tagen ohne Meer (Estland) zum ersten Mal das Schwarze Meer gesehen. So fahren wir weiter und finden am Strand kurz vor Constanța in Mamaia einen Parkplatz etwas weg von der Strasse. Wir laufen zum breiten Sandstrand, es dunkelt bereits.
Constanța
Nach einer ruhigen Nacht fahren wir mit dem Bus in die Stadt Constanța. Bis wir am Hafen sind, müssen wir zweimal umsteigen. Es stellt sich heraus, dass Constanța zwar etwas schöner ist als Galați zuvor, aber nur wenig. Hier im Osten Rumäniens scheinen die Massstäbe für eine attraktive Innenstadt nicht ganz westeuropäischen Standards zu entsprechen. Man muss sich die schönen Ort ein bisschen zusammensuchen. Immerhin gibt es so etwas wie eine Fussgängerzone, an der Esplanade und am Sporthafen ist es am Meer auch ganz nett, auch wenn es – der Jahreszeit entsprechend – ziemlich kalt ist. Immer wieder wären zwar schöne Häuser zu sehen, die momentan eher Ruinen sind. Da gibt es noch viel zu tun! Wir essen libanesisch (für rumänische Verhältnisse nicht ganz günstig) und trinken einen Cappuccino im Café Bonjour (sauteuer für Rumänien, 20 Lei) und warten auf die Lichter am Weihnachtsmarkt. An die Altstädte von Sibiu oder Braşov kommt Constanța nie heran. Im Café Bonjour liegt immerhin Dürrenmatts «Nächtliches Gespräch mit einem verachteten Menschen» auf rumänisch auf, es gibt gratis Internet und eine Katze, die sich auf Pias Sitz gemütlich macht. Immerhin, bei Einbruch der Dunkelheit und den Lichtern auf dem kleinen Weihnachtsmarkt kommt auch in Constanța so etwas wie eine gemütliche Stimmung auf. Wenn nur der eiskalte Wind nicht wäre! 🥶
Weiter nach Bulgarien 🇧🇬
Dafür gibt es am Morgen einen wunderschönen Sonnenaufgang direkt vor uns am Strand. Wir fahren auf der E87 in Richtung Vama Veche, denn dort ist der Grenzübergang zu Bulgarien. Wir investieren das restliche Bargeld im Lidl in Esswaren und haben nun wieder alle Vorräte aufgetankt. So kann ja nichts mehr schief gehen. Man liest ja einige Horrorstories von diesem Grenzübergang. Vor uns stehen knapp 20 Autos am Kontrollposten an. Der wird bald Geschichte sein, denn am 1. Januar 2025 treten Bulgarien und Rumänien voll dem Schengen-Abkommen bei. Bis dahin sind es aber noch zwei Wochen. So mache ich mich auf das Schlimmste gefasst und werde einmal mehr sehr positiv überrascht. Nach nur 20 Minuten sind wir durch. Ein Zöllner winkt uns raus auf die LKW-Spur, kontrolliert kurz, ob wir im Innern unseres WoMos auch keinen Passagier mitnehmen, dann ist die Kontrolle inklusive bulgarischer Zöllner innert zwei Minuten vorbei, wir bekommen wieder unsere Papiere und wir können in Bulgarien hineinfahren. Geht doch! 👏
Heiss geduscht
Wir lesen von einer heissen Quelle in Schabla an der Küste. Das wollen wir uns ansehen. Es ist quasi eine gratis heisse Dusche mitten im kleinen Ort an der Schwarzmeer-Küste. Wunderbare 33° hat das Wasser, wir kommen fast nicht mehr darunter hervor. Der Preis? Alles riecht nachher etwas schweflig. Macht nichts, dafür sind wir wieder porentief rein! Für einmal müssen wir beim Duschen nicht Wasser sparen!
Auf einer kleinen Küstenstrasse geht es auf die Suche nach einem Stellplatz. Wir landen im archäologischen Reservat Yailata. Nur schon die felsige Steilküste ist im Sonnenuntergang sehenswert, der ganze Boden ist unterhöhlt. Schon 5000 v. Chr. sollen hier Menschen gehaust haben. Heute ist ausser uns und einer anderen Familie niemand hier. Wir parkieren das WoMo für die Nacht und laufen kurz durch die Anlage bevor es im Vollmond fast ganz dunkel wird. Bulgarien hat uns also schon am ersten Tag super überrascht. Es kann so weitergehen! 🫶👍
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